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Montag, 20. Dezember 2021

Report: Ein typisches Speaker Wochenende

Schon oft wurde ich gefragt, wie für mich so ein Weekend als Speaker abläuft. Das hat mich bewogen, für die interessierten Veranstalter (Kunden) und Leser von Sport Speaker Service, anhand des Supermoto Bettwil 2010, einen Beschrieb eines typischen Weekends zu schreiben.

Sehr wichtig für einen Speakereinsatz ist die Vorbereitung zu Hause! Einige Tage vor der Veranstaltung beginne ich mit den Vorbereitungen. Ich beschaffe mir die aktuellen Meisterschaftstabellen aller Klassen. Im Gegensatz zu früher geht das heute sehr bequem über das Internet. Dann vertiefe ich mich in die Ranglisten und mache mir Notizen für jede Kategorie. Schnell merke ich wo Spannung herrscht. Dann gilt es die Personalien der Favoriten zu überarbeiten. Bei Newcomern kommt es oft vor, dass ich mir diese Infos noch beschaffen muss. Hier hilft meistens das Telefon oder spätestens das persönliche Gespräch auf dem Rennplatz.

Es ist Samstag und damit Start zum Wochenende in Bettwil. Für einmal eine kurze Anfahrt für mich und meine Freundin Uschy, nachdem ich nun bereits ein Jahr im Fricktal wohne. Am Samstag nehme ich die eigentliche Speakerarbeit am Mikrofon erst mit dem ersten Zeittraining in Angriff. Das heisst nun aber nicht, dass es einen gemütlichen Morgen gibt. Wir treffen nämlich in der Regel immer etwa 1 Stunde vorher auf dem Gelände ein. Dann gilt es zuerst Kontakt mit dem Veranstalter aufzunehmen. Tickets und Essens-Gutscheine beziehen und den Arbeitsplatz zu inspizieren. Meistens gibt es ein kurzes Briefing mit dem OK Chef, der uns an dieser Stelle noch Infos gibt die speziell zu beachten sind. Dann bleibt noch Zeit, für eine Runde im Fahrerlager. Gespräche mit einzelnen Fahrern bringen Neuigkeiten welche zum Teil später in meine Reportagen einfliessen. Die Fahrer und Betreuer kennen uns mittlerweile gut und sind natürlich interessiert, dass ihre News gut ans Publikum kommen.

Jetzt geht’s los mit der eigentlichen Speakerarbeit. Meistens muss zuvor noch der Arbeitsplatz eingerichtet werden. Etwas, das viele Veranstalter nicht so richtig im Griff haben. In Bettwil müssen wir unseren Standplatz noch etwas verschieben, da er viel zu gefährlich nahe an der schnellen Zielgeraden liegt. Nach dem Umparken einiger Autos sind wir am bestmöglichen Ort. Bestmöglich deshalb, weil die Übersichtlichkeit der Strecke in Bettwil nicht besonders gut ist. Für mich einfach eine Herausforderung, die Arbeit trotzdem so zu machen, dass der Zuschauer nicht mitbekommt, dass ich eigentlich sehr wenig sehe. Es gilt auch, für eine Überdachung unseres Platzes zu sorgen. Für Bettwil ist das Dach dank schönem Wetter Sonnenschutz, andernfalls wäre es Regenschutz für den Zeitmonitor der nun vom Zeitnehmer Alain Tappy und seinem Sohn Sylvain für uns montiert wird. Auch meine Notizen haben es nicht gerne wenn sie nass werden…… Für Uschy, die mittlerweile vor allem bei Supermotos fast unentbehrlich geworden ist, beginnt nun das Ordnen des Papierkrams. Die vom Veranstalter angelieferten, bereinigten Startlisten und Resultate der bisherigen Freitrainings reiht sie kategorienweise in verschiedene Mappen ein. Dazu kommt die aktuelle Meisterschaftstabelle. Die Einreihung geschieht immer nach dem gleichen Schema, damit das Gewünschte immer schnell und präzis zur Hand ist. Warum das so sein muss, sehen wir dann am Sonntag bei den Rennen…..In der Zwischenzeit lege ich meine Notizen, Zeitpläne und Anderes ebenfalls nach System auf dem Tisch aus. 3 Programmhefte werden an spezifischen Stelle aufgeschlagen, allfällige Sponsoren und Gönnerlisten bereitgelegt etc. Es ist nun alles startklar….

Ich beginne zu kommentieren und es geht Schlag auf Schlag mit freien Trainings, Vorläufen und Organisationsdurchsagen. Schon ist Mittagspause und wir verpflegen uns meistens nur kurz im Festzelt bei den „normalen“ Besuchern und nicht im Funktionärszelt. Der Hunger ist meist klein, dafür die Kehle trocken. Reden macht Durst…… Zweitens treffen wir im Zelt immer eine Menge Freunde an und auch hier hört man immer wieder News aus der Szene. Schon geht es wieder los mit dem Nachmittagsprogramm. Die jetzt zahlreicheren Besucher werden im Namen des OK begrüsst, Sponsoren werden verdankt und das weitere Programm wird bekannt gegeben. Uschy reicht mir im Minutentakt die verschiedenen Unterlagen, reiht nebenher die eintreffenden Resultatlisten am richtigen Ort ein. Sie hat das „Büro“ voll im Griff und nimmt mir diesen Stress perfekt ab. Daneben schaut sie immer wieder darauf dass ich genügend trinke. Schon einige Liter Mineralwasser sind zu diesem Zeitpunkt durch die Kehle geflossen. Das ist sehr wichtig für die Stimme, ich will ja am Renntag keinesfalls heiser sein.

Nach Beendigung der Rennläufe ist aber noch nicht Schluss für uns. Es hat sich eingebürgert, dass am Abend diverse Shows stattfinden die es zu moderieren gibt. Das kann von Nachtrennen über Showfahren bis zu Fahrervorstellungen reichen. Hier in Bettwil gibt es Siegerehrungen und Fahrervorstellung zu kommentieren. Danach gilt es an die Übernachtung zu denken. Der Veranstalter besorgt jeweils ein Zimmer. Hier in Bettwil schlafen wir ganz in der Nähe zur Rennstrecke in einer komfortablen Ferienwohnung auf dem Bauernhof. Den Stress mit dem Einchecken können wir uns im Gegensatz zu einem Hotel sparen, da wir den Schlüssel bereits vom OK Chef erhalten haben. Schon ist es 21 Uhr und der Magen fordert sein Recht. Für einmal brechen wir unser Ritual vom Restaurantbesuch und konsumieren Riderfood (Rennwurst…..) Jetzt können auch wir herunterfahren und geniessen den Abend unter Rennfahrer- und Veranstalterkollegen. Hier in Bettwil ist der Veranstalter von St. Stephan zu Gast. Im Berner Oberland sind wir auch jedes Jahr engagiert und so gibt es ein fröhliches Wiedersehen und eine gesellige Runde. Dabei vereinbaren wir sogleich ein Skiwochenende für den folgenden Winter. Das wird noch mit einem kleinen Barbesuch abgeschlossen, ehe auch wir uns ziemlich müde in unser Quartier begeben.

Am Sonntag beginnt für uns der Tag wie am Samstag. Kurzes Briefing bei Kaffee und Croissants mit dem Organisator. Dann einrichten des Arbeitsplatzes. Uschy ordnet die Papiere und Mappen, denn es sind noch neue Kategorien für den Sonntag dazugekommen. Dann geht’s auch schon los mit dem Rennprogramm. Der Rennsonntag ist einiges intensiver als am Tag zuvor. Es finden ja nur noch Rennläufe statt und die jetzt zahlreichen Zuschauer wollen genau informiert werden über die Favoriten, anwesenden Lokalmatadoren usw. Beim spannenden Zeittraining der Prestigeklasse fordere ich die Zuschauer ein erstes Mal heraus. Im Sekundentakt schiessen die Infos über die gefahrenen Zeiten der Piloten hinaus und halten die Spannung hoch. Zwar ist es „nur“ ein Training, aber ich beobachte am Rande die Zuschauer wie sie die Köpfe drehen und versuchen die angekündigten Favoriten zu sehen. Ich weiss damit dass ich die Gäste jetzt mit meinen Kommentaren fessle und das ist das Schöne am Speakerjob….. Vor der Superpole warten die 5 schnellsten Fahrer auf ihren Einsatz. Das gibt mir Gelegenheit zu kurzen Interviews. Da kann es schon vorkommen das ich von der englischen zur französischen und zur Schweizer Sprache hin und her wechsle. Auch den Fahrern macht das Spass und sie geben bereitwillig Auskunft, obwohl sie in Kürze hochkonzentriert zur Superpole antreten müssen! Bald ist Mittagspause. Neben dem Kommentieren nimmt Uschy diverse Meldungen im Hintergrund entgegen um sie mir geordnet hinzulegen. Da gibt es Durchsagen zu erledigen wie falsch parkierte Autos, vermisste Kinder, Begrüssung der Ehrengäste, Erwähnung der Sponsoren etc.

In der Mittagspause, die nur eine Stunde dauert, verzichten wir aufs Essen im Zelt. Lieber gehen wir traditionell zum Apero der Zürich Versicherung, wo wir wie immer von Chef Erich Kammer und seiner Partnerin bewirtet werden. Hier treffen wir auch viele Kollegen zu einem lockeren Schwatz. Sponsoren sind da, man wird Ehrengästen und gar Promis gegenseitig vorgestellt, und es ergeben sich so auch für mich gute Kontakte, die später manchmal sehr hilfreich sein können. Die Zeit vergeht wie im Flug. Schon ist viertel vor Eins und das bedeutet für uns Start zum Nachmittagsprogramm. Die Zuschauer werden im Namen des Veranstalters offiziell begrüsst, die Sponsoren erwähnt und Infos zum Programm abgegeben. Schon reicht mir Uschy die Mappe mit der Kategorie welche das Programm eröffnet. Die Zuschauer werden orientiert über den Stand der Meisterschaft, über die Favoriten und die Lokalmatadoren. Zudem weise ich die Leute darauf hin, wo sie im Programmheft die Startliste finden und geben den Pokalspender bekannt. Dann erkläre ich im Laufe der Startaufstellung den Ablauf des Starts mit der roten und grünen Ampel, und informiere sie über allfällige Strafen bei Frühstarts. Für Insider ist das vielleicht schon langweilig, aber ich kommentiere ja für die Zuschauer die nur einmal im Jahr zum Rennen kommen. So wird Lauf um Lauf abgewickelt. Der Stress steigt jetzt wieder an, denn das Zeitprogramm ist dicht gedrängt. Als weiterer „Bonus“ kommen die Siegerehrungen dazu, die jeweils nach dem 2. Rennen der Kategorie stattfindet. Dazu muss ich mich in die Nähe des Podiums begeben, was dank der Drahtlostechnologie kein Problem ist. Uschy rüstet mich vorher bereits mit den Unterlagen für das nächste Rennen aus, denn zum zurücklaufen reicht die Zeit nicht aus. Bereits während ich die Siegerehrung moderiere und allfällige Interviews mache, stellt sich nämlich die nächste Klasse auf der Startgeraden auf. So informiere ich dann die Zuschauer gleich vom Start aus über das kommende Rennen und gehe erst nach erfolgtem Start zum Arbeitsplatz zurück.

Zum Glück gibt es noch eine Nachmittagspause. Für uns ist sie zwar fast nicht spürbar, aber sie gibt Gelegenheit für Besuch auf dem Toi-Toi (bis jetzt sind es ca. 4 Liter Mineralwasser…) dann gibt’s ein feines Soft-Ice für die Stimmbänder und schon erfolgt meine Ankündigung über den Rest des Programms. Jetzt gibt es nochmals Zeit um die Sponsoren und Gönner zu erwähnen, auch die Behörden und Helfer werden verdankt. Das ist sehr wichtig und gehört zu einer guten Speakerarbeit. Uschy wirbelt erneut mit den Papieren. Ohne nachzuschauen kann ich nahtlos von Klasse zu Klasse informieren. Das von uns angewandte System zahlt sich unter dem herrschenden Zeitdruck jetzt aus. Meisterschaftstabellen, Ergebnislisten von Qualitrainings, absolvierten Läufen und Fahrerinfos sind blitzschnell zur Hand.

Schnell sind die restlichen Rennen und Siegerehrungen vorbei. Während ich mich noch bei den Fahrern umhöre und neueste Facts aufschnappe räumt Uschy bereits unseren Arbeitsplatz auf. Sie entsorgt die nicht mehr benötigten Listen und Infos, und richtet das „Büro“ für den nächsten Speakereinsatz. Wir trinken noch kurz eins mit dem Organisator, und rechnen mein Honorar ab. Etliche Zuschauer, Fahrer und Kollegen kommen dabei zu uns und bedanken sich für unseren Einsatz. Das freut uns natürlich, so sehen wir direkt dass wir unseren Job gut gemacht haben. Nun heisst es noch nach Hause fahren. Viel reden wir nicht mehr dabei, denn das habe ich ja am Wochenende genügend gemacht. Müde treffen wir zu Hause ein und erst jetzt fahren auch wir runter vom Rennstress. Aber eigentlich ist so ein Wochenende auch Freude, denn im Rennsport sind wir unter unseren Freunden.

So, das war ein Beschrieb eines typischen Wochenendes von uns. Wir freuen uns natürlich, wenn weitere Veranstalter unseren Service buchen. Über freie Daten informiert man sich auf dem Kalender der Website. Bis bald auf dem Rennplatz…….